Auswanderung nach Russland
Zarin Katharina II. die Große ließ im Jahre 1763 in Deutschland Siedler anwerben. Die planmäßige Ansiedlung von Deutschen wurde unter den Zaren Paul I. (1796-1801) und Alexander I. (1801 -1825) fortgesetzt. Die ersten Kolonisten sollten das brachliegende Land südöstlich von Moskau, besonders entlang der Wolga, urbar machen. Hohe Zugeständnisse und Versprechen in Russland, Hunger und Armut in Deutschland veranlassten tausende Familien auszuwandern. Bis zum Verbot durch Kaiser Joseph II. waren im Verlauf von vier Jahren über 25000 Deutsche ausgewandert, vorwiegend aus Hessen und den südwestlichen Ländern, weniger aus anderen Gebieten. Die Auswandererzüge führten oftmals über Polen.Ein weiterer Krieg mit der Türkei brachte Rußland ein zusätzliches Gebiet, BESSARABIEN an der Westseite des Schwarzen Meeres, ein. Das Land zwischen Dniestr und Pruth (verschiedene Schreibweisen).
Um 1816 kamen mehr als 1500 deutsche Familien, meist aus Polen, in diese Gegend. Die Einwanderungen gingen weiter und die Bevökerung wurde durch Menschen aus Südwest- und Süddeutschland ergänzt. Sie kamen aus Württemberg, Baden, Pfalz, Elsass, Rheinhessen und das an Württemberg anschließende bayrische Schwaben.Aber auch Siedler aus ganz anderen Regionen fanden dort ihre Heimat. Unter anderem aus der Batschka, deren geschichtlicher Hintergrund schon wieder ein anderer war.
Die von den Zaren versprochenen Privilegien erschienen angesichts der Not und der Missstände, vor allem in Hessen und Südwestdeutschland, den Siedlern verlockend. Politische Unterdrückung durch die eigenen Fürsten und fremde Mächte, mit Heeres- und Frontdiensten, wirtschaftliche Not, Missernten, Hungerjahre (z.B. Württemberg 1816), oft ungerechte Verwaltung, die Beeinträchtigung der Glaubensfreiheit, Siebenjähriger Krieg, der Napoleonische Kriege, führten zum Verlassen des Landes. Im Elsass war die Bevölkerung rasch gestiegen, es gab Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit und Hunger. Zwischen 1817 und 1838 wanderten allein von dort mehrere Zehntausend Siedler nach Russland und Amerika aus.
Die Siedler aus der Pfalz, dem Elsass und Nordbaden kamen in den Jahren 1809/10. Der Reiseweg ging meist über Polen und Podolien vorwiegend in das Gebiet Odessa, wo viele große katholische Dörfer entstanden. Die Siedler gaben ihren Kolonien oft die Namen ihrer in der alten Heimat zurückgelassenen Dörfer und Städte.
Die russische Politik hatte sich während dieser 100 Jahre dramatisch geändert und es dauerte nicht mehr lange, bis die Deutschen die Freiheiten und Privilegien verloren, die ihnen einst gewährt worden waren. Die Mennoniten warten die ersten, die in großer Zahl gingen. Sie mußten für Russland Militärdienst leisten, so daß Tausende von ihnen ab 1870 nach Nord- und Südamerika auswanderten.
Als die Verfolgung der Deutschen fortgesetzt wurde, indem sie das Recht auf ihre eigene Sprache und ihr Eigentum verloren, folgten viele andere nach. Während des Ersten Weltkrieges erreichte die Stimmung gegen die Deutschen einen Höhepunkt und viele wurden in östliche Gebiete nach Kasachstan und Sibirien vertrieben. Nach dem Krieg kehrten einige von ihnen in ihre Heimatländer zurück, andere blieben in diesen neuen Gebieten mit der Hoffnung, ein neues Leben beginnen zu können. Wiederum andere gingen ostwärts über China weiter nach Australien oder Amerika. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es den Deutschen nicht länger erlaubt, in ihre Heimat zurückzukehren. Sie mußten entweder im Osten bleiben oder nach Deutschland zurückkehren.
[Historische Hauptquelle: From Catherine to Kruschev, The Story of Russia's Germans; von Adam Giesinger; Herausgeber - American Historical Society of Germans from Russia]
Gesamte und detaillierte Historische Darstellung: GR Chronological History by Dale Wahl
"Ein weiteres Kolonisationsgebiet, das Beresaner Gebiet, wurde in den Jahren 1809 und 1810 im Tal des Steppenflüßchens Beresan angelegt. Von den ersten sieben Kolonien waren Landau, München, Rastatt, Speyer und Sulz mit katholischen, Rohrbach und Worms dagegen mit evangelischen Einwohnern.
Die meisten Siedler stammten aus Baden, aus dem Elsaß und der Pfalz."
(Quelle: Die Zeit, Kommentare - mit weiteren Quellenangaben)
"Schweizer, Österreicher, Wallonen, französische Hugenotten und Waldenser wurden nach Baden, Württemberg und in die Kurpfalz gerufen, als dort nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges in manchen Gebieten nur noch ein Bruchteil derVorkriegsbevölkerung lebte. Die Fürsten »peuplierten« systematisch ihre Länder, und die vorwiegend aus religiösen Gründen aus ihrer Heimat vertriebenen Zuwanderer fanden dort Asyl. Bereits wenige Jahrzehnte danach setzte zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus eben diesen Gebieten Südwestdeutschlands Auswanderung im großen Stil ein. Zigtausende verließen die von Kriegen, Teuerungen und Missernten erschütterten Landstriche an Rhein, Neckar und Donau und suchten ihr Glück in den englischen Kolonien jenseits des Atlantiks, den späteren Vereinigten Staaten, in »Preußisch Polen«, Russland oder den Balkanländern. Die Massenauswanderung aus Baden und Württemberg hielt das ganze 19. Jahrhundert hindurch an."
(Quelle: Migration, Heft 45, 3. Aufl. 2004, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg)
Die Batschka
Die Historie meiner Vorfahren wurde nun auch um die Batschka (dt. Schreibweise) erweitert, da es Hinweise gibt, dass Vorfahren der FLECK dorthin ausgewandert waren, bevor sie nach Bessarabien kamen.
Vieles über dieses Land, den Landesteil, die Regionen, wird auf der Webseite der Uni Oldenburg sehr gut erläutert. Zur für meine Familienhistorie (Familie Fleck) maßgeblichen Zeit, lebten dort 354.000 Deutschstämmige und stand unter ungarischer Verwaltung. Eine reiche, wechselvolle Geschichte und eine Region mit vielen Völkern und Volksgruppen.
1699 kam die Batschka in den Besitz der Habsburger. Die Habsburger betrieben eine intensive Kolonisation der Batschka durch deutschsprachige Siedler. Es siedelten sich vor allem Donauschwaben an, kamen aber auch aus dem Großreich Österreich-Ungarn selbst.
1802 wurde Bács-Bodrog gegründet. Hauptstadt wurde Sombor. Nach der Bildung der Österreich-Ungarischen Doppelmonarchie 1867 zählte es als Komitat Bács-Bodrog zu Ungarn.
Durch die Niederlage Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg wurde der größte Teil der Batschka Serbien zugeschlagen und nach Kriegsende die Staatsgrenzen gemäß Friedensvertrag von Trianon 1920 wiederhergestellt. Angesichts des Vormarsches der Roten Armee wurden die meisten Deutschstämmigen evakuiert. Viele blieben dennoch, auch als die deutschen Truppen den Rückzug antraten. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lebten hier rund 200.000 Deutsche.
Deren Beteiligung am Krieg gegen Jugoslawien diente Titos Heer als Begründung für ihre politische Linie gegen die deutsche Minderheit. Sie wurden enteignet und ca. 90 % der Verbliebenen interniert. Es kam zu schrecklichen Gewalttaten, Zehntausende starben an Unterernährung und Krankheiten. Genozid, Flucht und Vertreibung führten zu einem nahezu vollständigen Verschwinden der Deutschstämmigen.