Familie BURON
Die Geschichte meiner Vorfahren
Flucht

Flucht aus Polen

1943 befanden sich im Kreis Zamosc (Distrikt Lublin) 3885 neu angesiedelte Bessarabiendeutsche. Frauen, Kinder und alte Leute mussten das Gebiet bereits bis März 1944 verlassen, weil die russische Front näher kam. Am 14. Januar 1944 hatte die Sowjetunion ihre Gegenoffensive begonnen. Die wehrfähigen Männer  wurden von dort erst im Juli 1944 abgezogen, als Stalins Truppen bereits unmittelbar vor den Dörfern standen. Kurz vor der Flucht hatten sich die Männer (ca. 200) der Dörfer in der Schule von Skierbieszòw verschanzt, um die "Angriffe abzuwehren".
Es ist belegt, dass schon 1944 das Gebiet von sowjetischen Truppen eingenommen wurde.
Vater hatte mir von den Kämpfen nicht viel berichtet. Ich denke, er wollte nicht mehr daran erinnert werden, denn sie mussten, als sie im Juli mit Pferden und Panjewagen nach Litzmannstadt (Lodz) flohen,  durch die Front.

Es hört sich geschrieben sehr nüchtern und "unblutig" an. Das war es ganz sicher für meinen Vater und Großvater nicht. Für Kriegswütige, die schon wieder Schaum vorm Mund haben, wäre mein zweiter Teil des Films vielleicht zu empfehlen. Und wenn das nicht reicht, hier noch ein kurzer Ausschnitt (kleine Auflösung, Quelle: archive.org, Commons). Sich aber vorstellend, dort unterwegs sein zu müssen.

 

Vater und Großvater blieben anschließend acht Tage im Lager Kirschberg (Wiśniowa Góra) und wurden mit dem Zug, diesmal im Viehwaggon, nach Königsmacher/Lothringen (bei Thionville bzw. Diedenhofen) direkt an die Westfront transportiert. Auch hierüber erzählt Vater in meinem Film. Die Flüchtlinge waren im Elsaß  in den Bunkern der Maginot-Linie untergebracht. In welcher genau, sagte er nicht, doch nur 15 km von Königsmacher entfernt lag die von Obergentringen.

Über die Folgezeit hatte er erneut nicht viel berichtet, nur so viel, dass sie schon auf dem Weg nach Königsmacher und auch später von Tieffliegern angegriffen wurden. Die Feste dort wurde im November 1944 von den Amerikanern eingenommen. Demnach sind sie bereits zuvor vom Elsaß weitergereist.

Über Lager in Bad Langensalza, Erfurt und Bad Blankenburg (Stadthalle) kamen sie nach Apolda in Thüringen (siehe Umsiedlung, Vater wurde noch zur Wehrmacht eingezogen, geriet aber bald in amerikanische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung 1946 fand er seine Familie in Metebach/Landkreis Gotha wieder. Es war ein abenteuerlicher Weg vom Kriegsgefangenenlager in Bayern bis dorthin gewesen, denn er musste ja "über die Grenze" in die sowjetische Besatzungszone. Einiges berichtete er, viel nicht.  Dabei hatte er aber auch noch alles verloren, was ihm aus der Gefangenschaft geblieben war, u.a. eine heißgeliebte Fliegerjacke. Er traf in Metebach nur mit "dem Hemd auf dem A**** ein", wie er sagte - aber lebendig.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte mein Vater ganze sieben Jahre keine Heimat gehabt, die gesamte schöne Zeit der Jugend über, die sie eigentlich sein sollte, und davon wiederum über sechs Jahre nur in Lagern zugebracht.

Bilder aus dieser Zeit gab  es freilich  nicht  im Fundus meiner Familie.
Fotos der Festungsreste Königsmacher sind auf dieser Webseite zu sehen: Festung Königsmacher

Während eines Urlaubs im Elsaß hatte ich vor langen Jahren diese Anlage sogar besucht, leider aber nur Filmaufnahmen (noch mit kleiner DV) gefertigt, kaum verwertbare Bilder. Damals hatte ich von Vaters Flucht dorthin noch nichts gewusst. Ich hätte es sonst sicher mit noch anderen Augen betrachtet.



Die Bilder

Quelle Bild4: Bundesarchiv
Mehr Material im Film Teil 2.