Familie BURON
Die Geschichte meiner Vorfahren
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Die Geschichte meiner Vorfahren

  Das Wichtigste überhaupt ist die eigene Herkunft. Nur in Vergangenem kann man erkennen und damit auch für die Zukunft lernen.

„Those who cannot remember the past are condemned to repeat it."
"Diejenigen, die sich nicht an die Vergangenheit erinnern können, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen."
(George Santayana; 1863-1952)





Meine Ahnen haben mich das Denken gelehrt. Ein Blick in die Biografien und Familiengeschichten sagt einem so manches auch über das eigene Leben. Immerhin tragen wir ihre auch in unseren Genen. Der letzte Wohnort meiner väterlichen Vorfahren, bevor sie nach Deutschland kamen,  war Neu-Strymba im Norden Bessarabiens. Dort siedelten sie sich in der ehemaligen DDR an und dafür bin ich ihnen dankbar.

Zurück zu Bessarabien. Es ist ein kleines Land mit weiten Steppen, fruchtbarem Boden und welligen Hügeln zwischen den Flüssen Dniestr und Pruth. Klein, aber mit bewegter Historie. Heute, etwas in seiner Ausdehnung geschrumpft, heißt es Moldawien. Die Hauptstadt ist Kishineff oder Kishinau, je nach Landessprache.
Bis 1812 gehörte es zum Fürstentum Moldau, kam ab 1812 zum Herrschaftsbereich des russischen Zaren Alexander des I. , gehörte später zu Rumänien, fiel wieder zurück an die damalige Sowjetunion, war im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzt worden und ab 1991 wurde der größte Teil Bessarabiens zur unabhängigen Republik. Besser wurde da allerdings nichts, wie man sieht.
In erschreckender Schnelligkeit sind seine Bewohner angesiedelt, wieder vertrieben, enteignet, verbannt oder gar ermordet worden. Die zahlreichen Nationalitäten des Gebietes, Rumänen bzw. Moldawier, Armenier, Ruthenen, Lipowaner, Juden, Gagausen, Slowaken, Polen, Roma, Bulgaren, Ukrainer und Deutsche, waren immer Spielball der Mächtigen gewesen.





Mit diesen Worten beginnt auch mein Film über "Die vergessenen Dörfer", gemeint jene Region des Nordens, in denen auch meine Vorfahren väterlicherseits zu Hause waren. (Den ich hier allerdings nicht verkaufen möchte, so wie es "im Westen" ja allgemein üblich ist). In beiden Teilen wurde von mir zusammengestellt, was man über das Thema dieser bessarabischen Region und das Leben in diesen Dörfern wissen sollte und ist auf der Medienseite vorhanden.
Produziert hatte ich ihn 2015/16, als mein Vater leider bereits verstorben war. Er hätte sich sicher darüber gefreut. Jahre zuvor hatte ich ihn "vor die Kamera gesetzt". Und so verfügte ich später - ungeahnt - über eine Seltenheit und wahren Schatz: Zeugenaussagen, gesprochen,  eines zu jener Zeit in Bessarabien eben  schon fast Erwachsenen. Ich habe noch keine weiteren im Netz entdeckt und andere auch nicht.
Mehr über ihr Leben dort erfahren, das wollte ich schon mit Vierzehn. Intensiv beschäftigt hatte ich mich, als es dann möglich wurde, auch mal im Internet nachzuforschen.

Das Leben meiner Vorfahren, wie auch die Betrachtungen dazu im Film, sind heute aktueller denn je. Dass ich mit dem abschließenden Satz des Films den Nagel auf dem Kopf getroffen hatte, wusste ich damals freilich noch nicht, aber gespürt hatte ich es. Der Mensch ändert sich wenig.

Rund 80 Jahre lebten meine Ahnen in Bessarabien. Zuvor hatten sie einen weiten Weg hinter sich gebracht. Die BURON sind keine der üblichen Siedler aus Deutschland, die zum großen Teil aus Baden-Württemberg oder der Pfalz, Bayern, Hessen stammten und sich im 18. und 19. Jahrhundert meist im Süden des Landes niedergelassen hatten. Die BURON waren  Hugenotten und kamen über Brandenburg, Pommern, Posen zunächst  in die Ukraine (Podolien), und viel später nach Nordbessarabien.
Der historische Hintergrund der Familie FLECK (Großmutters Seite) lichtete sich erst mit den "Wiener Auswanderungslisten" ein wenig, da ich dort den Namen  fand, was in Galizien nicht der Fall war, obwohl in den Kriegslisten nur Galizien (Sombor, Samburg) enthalten.

Insgesamt waren meine Vorfahren mehr als zwei Jahrhunderte gewandert.

Neu-Strymba hieß das Dorf im Norden Bessarabiens, wo sie bis zu ihrer "Umsiedlung" gelebt hatten. Ihr Leben und das der Menschen des Nordens, jener in Neu-Strymba, Scholtoi, Ryschkanowka, Glückstal und Naslawtscha, war also schon immer ein anderes gewesen, als das der Deutschen, die sich im Süden Bessarabiens angesiedelt hatten.

Die deutschstämmigen Bessarabier des Nordens waren fleißig, aber arm. Sie hatten es aufgrund ihrer Historie schwerer gehabt und dennoch bewältigt. Das zeugt von besonderer Zähigkeit, aber auch von spezifischem Geschick und einem hohen Anpassungsgrad sowie viel Toleranz und Menschlichkeit, gerade in Hinsicht auf das bunte Völkergemisch in ihren Dörfern. Sie haben diese Fähigkeiten entwickeln müssen, denn ihr Überlebenskampf war so eben auch ein anderer, weil ihre Vergangenheit eine andere war. Und dieses "anders" prägte sogar mein eigenes  Leben.

Den langen Weg der Bessarabier, und hier speziell der früheren deutschsprachigen Bewohner der wenigen Siedlungen im Norden Bessarabiens, habe ich daher in den beiden Videos, die auf den Homepages veröffentlich sind, umfassend aufgearbeitet. Gerade jene Menschen haben es verdient, etwas mehr hervorgehoben zu werden. Und dass es ausgerechnet meine Vorfahren, meine Familie war, die ihnen angehörte, macht mich stolz.
Was ich sonst noch rund um Wege, Zeiten und diese Thematik fand, ist hier aufgelistet.
 

Das große Foto (von Olaf Hollinger) zeigt den Teil des heutigen Neu-Strymba, in dem meine Familie in Bessarabien bis Oktober 1940 lebte.